Liga: Süper Lig / Türkei / Stadion: Bursa Atatürk Stadyumu / Zuschauer: 22.000
Knapp 100 Kilometer südlich von Istanbul befindet sich die Industriestadt Bursa, der mittlerweile viertgrößten Stadt der Türkei. Internationale Bekanntheit erreichte die Stadt neben den ansässigen Unternehmen wohl auch durch den Fußballclub Bursaspor Kulübü, der in der Saison 2009 / 2010 seine erste und bislang einzige Meisterschaft feierte und seither auch gelegentlich auf der internationalen Bühne des Fußballs präsent ist. Bursaspor empfing zur Süper Lig Partie den großen Istanbuler Club Fenerbahçe, der aktuell die Tabelle der höchsten türkischen Spielklasse anführt.
Über den Fährhafen Istanbul – Kabataş legen mehrfach am Tag Katamarane in Richtung Mudanya, einer Hafenstadt in der Provinz Bursa, ab. Tickets hierfür gibt es für 20 TRL, die Fahrzeit beträgt hierbei knappe 2 Stunden bis Mudanya. Die Alternative hierzu ist das Busunternehmen Nilüfer, welches zwar für 12 TRL direkt von Istanbul nach Bursa fährt, allerdings die doppelte Zeit beansprucht. In der schönen Hafenstadt Mudanya angekommen gab es für uns zunächst günstige türkische Küche auf den Tisch, ehe es mit der Dolmuş, dem türkischen Sammeltaxi, für 1 TRL (ca. 0,30 €) eine halbe Stunde in die Innenstadt Bursas ging. Auf dem Weg zur Spielstätte, dem Atatürk Stadion, warf man noch einen kurzen Blick auf den laufenden Stadionneubau der „Timsah Arena“, zu Deutsch: „Krokodil – Arena“. Anfang 2014 soll die in Form des Maskottchens konstruierte Arena vollständig errichtet sein.
Angesichts des wunderschönen Atatürk – Stadions ist dieser Neubau zwar sinnvoll, aber dennoch wird auch in der Türkei zukünftig ein weiteres Prachtstück für Sportveranstaltungen fehlen. Binnen 2 Stunden war das heutige Spiel gegen Fenerbahçe Istanbul ausverkauft. Angesichts der 4000 in den freien Verkauf gehenden Tickets, davon 1300 an die Gäste aus Istanbul, ist dies aber keine Meisterleistung. Die Rivalität der beiden Clubs war deutlich spürbar, zusätzlich sollte Bursaspor alles daran legen wollen den Tabellenführer auf heimischem Boden zu schlagen.
Was die Fangruppierungen um die Hauptgruppe „Teksas“ auf Seiten von Bursaspor in den ersten Minuten ablieferten ist kaum in Worte zu fassen. Als Intro gab es großes Spruchband, sowie eine aufgezogene Fahne mit „Fire in the Hole“. Beim anschließenden „Bir, Iki, Üç“ donnerte es von allen Tribünen in einer unfassbaren Lautstärke auf das Spielfeld hinein, hinzu gab es die viel kritisierten „Kanonenschläge“, die rund um das Spielfeld und auf den Rängen detonierten und die Dezibel Zahl weiter erhöhten. Nach dieser Aktion stiegen auch die Genç aus Fenerbahçe auf den Rängen mit ein, ebenfalls mit dem türkischen Standardprogramm, das meist nur durch die Lautstärke unterscheidet.
Bursaspor war über weite Strecken die Mannschaft mit mehr Effizienz in einer starken ersten Hälfte. Das Team von Christoph Daum, das zuletzt 3 Siege in Folge feiern konnte, ging dank überragendem Konterspiel im eigenen Stadion durch Ferhat Kiraz mit 1:0 in Führung (19.). Die Abwehr des Tabellenführers schien über weite Strecken alles andere als Sattelfest und konnte sich mehrfach bei Schlussmann Volkan Demirel bedanken, dass dieses Ergebnis bis zum Pausentee hielt.
Mit dem Seitenwechsel kam der Favorit aus Istanbul besser ins Spiel. Kurz nach der Einwechslung von Pierre Webo besorgte dieser mit der ersten Aktion den mittlerweile verdienten Ausgleich zum 1:1 (63.). Obwohl die Hausherren fortan dem Gegner trotzen konnten, besiegelte Emenike in der 83. Spielminute den vermeintlichen Siegtreffer. Bursaspor rappelte sich weiter auf und versuchte noch einmal alles vor das Tor der Gelb – Blauen zu werfen und erzielte in der Nachspielzeit durch Batalla das vierte Tor des Tages zum 2:2. Der massive Jubel hielt auf Seiten Bursas nicht lange an. Durch die lange Dauer der Nachspielzeit erzielte Fenerbahçe in einer torbulenten Schlussphase den Siegtreffer (94.) und baut dadurch die Tabellenführung gegenüber Kasimpaşa Istanbul weiter aus. Das Team von Christoph Daum steht weiterhin mit 14 Zählern im Mittelfeld…
Dieser grandiose Fußballtag endete für uns mit einer langen aber problemlosen Reise über das Marmarameer. Eins ist klar, sobald die neue Timsah Arena bespielt wird, wird eine weitere Reise in die Provinz Bursa stattfinden.
Text: Marcel Bär